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DigiKon 2024: „Daten nutzen und KI fördern“ – Wie kann die Zukunft in Deutschland aussehen?

Am 19.11.2024 fand die DigiKon 2024 bei der Bundesnetzagentur in Bonn statt. Mit dabei war auch ein Teil von RMPrivacy, der von den vielen tollen Innovationen begeistert und inspiriert wieder nach Hause fuhr.

Als Teilnehmerin der DigiKon 2024, organisiert von der Bundesnetzagentur, erlebte ich einen Tag voller Einblicke und Diskussionen, die nicht nur informativ, sondern auch inspirierend waren. Die Botschaft ist klar: Ziel aller ist eine innovationsfördernde Umsetzung der KI-Verordnung in Deutschland.

„Wir müssen die KI-Verordnung als Enabler begreifen und dürfen KMU nicht einschränken!“ – Prof. Dr. Kristina Sinemus, Hessische Ministerin für Digitalisierung und Innovation

Den Beginn machte die Hessische Ministerin für Digitalisierung und Innovation Prof Dr. Kristina Sinemus in ihrer Keynote, in der sie dafür leidenschaftlich dafür warb, die KI-Verordnung als Innovationsförderung zu begreifen. Regulierung sorge für Rechtssicherheit und gibt der Innovation Orientierung. Außerdem habe Europa auf diese Weise auch die Chance „Responsible AI“ als Markenkern zu etablieren. Bei der Umsetzung von KI-gestützten Prozessen sowie der Einführung von KI-Anwendungen in Unternehmen bräuchten aktuell immer noch 70% der Unternehmen Untersützung.

„Was wäre, wenn KI…?“ – Christoph Krause, Projektleiter Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk in Koblenz

Im nachfolgenden Impulsvortrag von Christoph Krause, Projektleiter Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk in Koblenz, wurden viele Fragen aufgeworfen:

Was wäre, wenn wir durch automatisierte Prozesse den Zeitaufwand für Verwaltung halbieren?
Was wäre, wenn wir mit Hilfe eines digitalen Gedächtnisses keine wichtigen Informationen, Aufgaben oder Termine mehr vergessen?
Was wäre, wenn wir das Fachwissen alter Meister für die nächste Generation nutzbar machen?
Was wäre, wenn wir KI für Dokumentationen nutzen könnten, um die Prozesse zu beschleunigen?
Was wäre, wenn wir besser produzieren und Fehler frühzeitig erkennen?
Was wäre, wenn Kunden einen perfekten Entwurf für ihre Anfrage bekommen würden? In Echtzeit?

Im Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk haben Handwerksbetriebe die Möglichkeit, verschiedene KI-Tools und Gadgets auszuprobieren. Viele Betriebe müssen erst begreifen, dass KI reine Mathematik ist und erreichen eine massive Erleichterung, wenn viele Prozesse automatisiert ablaufen. Bäckereien seien die Vorreiter im Handwerk und nutzen KI aktuell am stärksten. Er berichtete von Gadgets, die Bauprozesse optimieren, einem digitalen Gehirn für Tischler und vielem mehr. Am Ende des Tages gilt beim Vorantreiben von Innovationen: Einfach machen!

Die darauffolgende Kaffeepause in der Innovatins-Galerie bot interessante Einblicke verschiedener KI-Projekte.

„KI verändert – wie die Dampfmaschine – alles nur schneller…“ – Dr. Alexander Opitz, AI Village

Die erste Paneldiskussion, geleitet von Andrea Sanders-Winter, konzentrierte sich auf die Förderung von KI in KMU. Experten wie Dr. Alexander Opitz vom AI Village, Christoph Krause vom Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk, Maximilian Bause vom Fraunhofer Institut, Martin Friedrich der Greengate AG und Dr. Nijat Mehdiyev vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz teilten wertvolle Einblicke in die Herausforderungen und Chancen, die KI für kleine und mittlere Unternehmen bietet. Die Akzeptanz von KI sei bei KMU die größte Herausforderung. Ferner sei der wirtschaftliche Wert von KI gleich null, wenn keine Operationlisierung stattfinde. Viele KMU bräuchten jetzt Mut, um in KI zu investieren, dabei dürfe auch die Regulierung kein Bremsklotz sein. Insbesondere fehle es vielen KMU und Entwicklungen von KI-Anwendungen an Daten. Dabei würden demokratische Datenplattformen und und Räume für den Austausch und für Aufklärung helfen. Dieser Wunsch wurde an diesem Tag mehrfach an die Behörden adressiert.

„Ein Problem ist die Datenverfügbarkeit.“ – Gary Hilgemann, REBOTNIX GmbH

Die Breakout-Sessions am Nachmittag boten eine tiefergehende Auseinandersetzung mit spezifischen Themen wie Datenregulierung, Innovationsförderungen und vertrauenswürdige KI. Ich nahm an einer Session zum Thema „Daten für KI – Innovationspotenziale von Data Act und Data Gonvernance Act“, die von Gary Hilgemann der REBOTNIX GmbH, Dr. Nima Barraci der Lufthansa Group und Theodor Rüber der deyond gGmbH geleitet wurden. Die Datenverfügbarkeit stellt für viele Projekte eine der größten Herausforderungen dar. Der Data Act und der Data Governance Act könnten in vielen Bereichen Abhilfe schaffen.

Die REBOTNIX GmbH stellt Soft- und Hardware von wirtschaftlicher KI her sowie stromsparende Rechenzentren. Dr. Nima Barraci zeigte uns drei Use-Cases auf, bei der Lufthansa Group auf Daten angewiesen ist. Ein Beispiel waren Datenparameter der Flugzeuge zu Nachhaltigkeitszwecken. Sehr eindrucksvoll war die Vorstellung von deyond, die erste datenaltruistische Person. Zweck ist die Nutzung medizinischer Daten für die medizinische Forschung. Diese kann die bereitgestellten Daten beispielsweise für das Training von KI-basierten klinischen Assistenzsystemen verwenden. Aktuell wird dies sehr durch die Vorgaben der DSGVO erschwert.

„Wir brauchen eine starke Behörde, die den AI Act begleitet!“ –

In der letzten Paneldikussion des Tages ging es um die Frage, wie eine innovationsfreundliche KI-Regulierung gelingt. Die Referatsleiterin für Künstliche Intelligenz im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) Evelyn Graß zeigte auf, wieviel Potenzial Deutschland im Bereich KI hat. Deutschland ist insbesondere in der KI-Forschung und im Anwerben von KI-Talenten ganz vorne dabei, teilweise sogar vor Großbritannien und den USA. Daher sei es wichtig, die Regulierungen ausbalanciert und gemeinsam mit der EU durchzusetzen. Diese Wünsche wurden auch von Iris Plöger vom Bundesverband der Deutschen Industrie und Susanne Dehmel von der Bitkom an die Bundesnetzagentur und das BMWK adressiert. Dr. Robert Kilian vom KI-Bundesverband machte sich außerdem für kostenfreie ISO-Standards stark.

Fazit

Abschließend lässt sich festhalten, dass die DigiKon 2024 vor allem eine Veranstaltung war, bei der die Wirtschaft und die regulierenden Behörden noch während der Umsetzungsverfahren der KI-Verordnung in den Dialog treten konnten. Deutlich wurden auch die Notwendigkeit und die Möglichkeiten der KI-Integration in KMU. Der Tag war geprägt von zukunftsorientierten Diskussionen und einem klaren Bekenntnis zur innovationsfördernden Anwendung der KI-Verordnung. Die Gespräche und Beiträge der Experten unterstrichen, dass die richtige Balance zwischen Regulierung und Förderung essenziell ist, um Deutschland als führenden Standort für verantwortungsbewusste KI zu etablieren. Es bleibt spannend zu sehen, wie die nächsten Schritte aussehen werden, um die Chancen der KI voll auszuschöpfen und gleichzeitig die Gesellschaft und die Wirtschaft nachhaltig zu stärken.

Bildnachweise für diesen Beitrag: Fotos von Sarah Tavcer

AUTORIN



Sarah Tavcer ist Volljuristin und als externe Datenschutzbeauftragte sowie Datenschutzberaterin bei der RMPrivacy GmbH für Unternehmen und öffentliche Stellen tätig. Darüber hinaus ist sie Dozentin an der Hochschule Worms für die Vorlesung „Einführung ins IT-Recht“.